IM SPOTLIGHT: 15 JAHRE DANSE SUISSE

Donnerstag 06.10.22
Von: Jean-Marc Heim

Unser Verein wurde am 20. Oktober 2004 unter dem Namen Danse Suisse gegründet. Somit wird im Jahr 2024 sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Allerdings wurde erst vor kurzem ein weiteres Jubiläum gefeiert, das geehrt werden soll: seine Umstrukturierung am 22. September 2007, also vor gerade einmal 15 Jahren.

Diese Jahrestage markieren zwei Geburten oder vielmehr zwei aufeinanderfolgende Wiedergeburten, die sich wie alle Nachkommen in die Reihe ihrer Vorgänger einreihen.


Als jemand, der selbst diese drei Generationen durchlaufen hat, wobei ich mich an den Übergängen von 2004 und 2007 beteiligt habe, werde ich auf das eingehen, was meiner Meinung nach der rote Faden dieses Weges war und auch heute noch ist.


VEREINEN UND DABEI DIE UNTERSCHIEDE BEWAHREN


Das Sprichwort «Gemeinsam sind wir stark» besagt zwar, dass man nur gemeinsam etwas erreichen kann, aber es birgt auch die Gefahr der Uniformierung auf Kosten der Vielfalt. Interessengemeinschaften sind verständlicherweise stolz auf ihre Macht, um ihre Eigenheiten und ihre Identität zu behaupten. Gleichzeitig schwächt ihre Spaltung jedoch ihre Kräfte. Erst wenn gemeinsame Interessen Vorrang vor Unterschieden erhalten, entsteht das Bedürfnis, sich für einen gemeinsamen Kampf zu vereinen. Dieser Zusammenschluss kann auf verschiedene Arten erfolgen – von der einfachen Zusammenarbeit bis hin zur Fusion von Organisationen. Zwischen diesen beiden Extremen bietet der Dachverband die Möglichkeit, die Mitgliedsverbände um gemeinsame Interessen zu gruppieren und dabei ihre Integrität zu wahren.


Letztere Lösung war bis zur Umstrukturierung von Danse Suisse im Jahr 2007 vorherrschend. Bei seiner ursprünglichen Gründung 2004 behielt unser Verband nämlich die Dachform seiner beiden Vorgängerverbände SDT und VSBT* bei. Letzterer übernahm den ersteren und änderte seinen Namen zu «Danse Suisse», ohne jedoch seine Struktur zu ändern, die weiterhin die drei Verbände SBLV, SVTC und SBTG* umfasste.


DIE VEREINIGUNG VON 2004 WAR EIN ANFANG


Dieser erste Schritt führte dazu, dass es auf nationaler Ebene nur noch einen einzigen Dachverband gab. Dies geschah auf Anregung des BAK* und der Vereinskreise, die die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses erkannten, um dem Tanz mehr Kraft, Anerkennung und Professionalisierung zu verschaffen.


Doch mit drei voneinander getrennten Unterverbänden schränkte die Dachstruktur von Danse Suisse ihre Wirksamkeit ein und erfüllte nicht alle Anforderungen des BAK.


Nach zwei Jahren Arbeit im Dialog mit der gesamten Szene wurde die neue Struktur von Danse Suisse am 22. September 2007 fertiggestellt.


DIE UMSTRUKTURIERUNG VON 2007 WAR EIN BEDEUTENDER SCHRITT NACH VORNE


Seit 2007 ist Danse Suisse nicht mehr «Dachverband», sondern vereint Tanzschaffende als Einzelmitglieder. Die Verbandslandschaft wurde daraufhin vereinfacht: SVTC und SBLV haben sich aufgelöst und ihre Mitglieder traten Danse Suisse bei.


Durch den direkten Zusammenschluss der Tanzschaffenden in einem einzigen Verband wurde dieser zum Sprachrohr für alle Tanzstile in allen Bereichen (Tanz, Choreografie, Pädagogik, Vermittlung, Administration, Organisation). Folglich erhielt er ein grösseres politisches Gewicht und erlangte mehr Effizienz und Sichtbarkeit.


Um die Vielfalt seiner Mitglieder zu repräsentieren, hat Danse Suisse stets darauf geachtet, dass sein Vorstand die drei wichtigsten Tanzberufe (Performer:in, Choreograf:in, Pädagog:in) sowie den klassischen und zeitgenössischen Tanz vertritt. Zu diesem Zweck werden heute auch Spezialist:innen anderer Tanzstile, z.B. des urbanen Tanzes, konsultiert. Schliesslich sind nun auch die drei wichtigsten Sprachregionen im Vorstand vertreten und der Verband kommuniziert in den jeweiligen Sprachen sowie gegebenenfalls auch auf Englisch.


FAZIT


Der Weg von Danse Suisse, der seine Vorgänger mit einbezieht, war ein Weg der Vereinheitlichung, der einerseits den Tanz im Allgemeinen stärken und andererseits die Vielfalt der Identitäten und Interessen bewahren sollte. Unser Verband, der selbst aus der Vielfalt entstanden ist, stützt sich weiterhin auf diese Basis, sprich auf seine Mitglieder. Hier einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit:

  • Danse Suisse vertritt die Interessen aller seiner Mitglieder, sowohl der Arbeitgeber:innen als auch der Arbeitnehmer:innen. Dementsprechend bieten die Richtlinien für Arbeitsverträge Lösungen an, die für beide Seiten vorteilhaft und fair sind.
  • In seinen Lohnempfehlungen, die derzeit überarbeitet werden, achtet Danse Suisse darauf, dass das Ziel, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, nicht den Nebeneffekt hat, die Zahl der Kulturschaffenden zu verringern.
  • Bei der Ausarbeitung der Bildungsverordnung war es Danse Suisse wichtig, zwischen klassischem und zeitgenössischem Tanz zu unterscheiden. Bei der jüngsten Revision der Bildungsverordnung hat der Verband die Ausrichtung «Musical» integriert.
  • Danse Suisse hat sich gegen eine Zusammenlegung der Tanzpreise mit den anderen Darstellenden Künsten positioniert, um die Sichtbarkeit und die eigene Identität des Tanzes zu bewahren.

Möge dieser Rückblick uns in stolzen Erinnerungen schwelgen lassen und unser Selbstvertrauen stärken, durch die Stimme von Danse Suisse und seinen engagierten Vertreter:innen.


*ASD / SDT

Association faîtière suisse des professionnels de la danse

Schweizerischer Dachverband des Tanzes


*VSBT

Vereinigung Schweizerischer Berufsverbände des Tanzes

Fédération suisse des associations professionnelles de la danse


*ASPD / SBLV

Association suisse des professeurs de danse classique

Schweizerischer Ballettlehrer Verband

Associazione svizzera maestri di danza classica


*AsuDaC / SVTC / ASviDaC

Association suisse des danseurs et chorégraphes

Schweizerischer Verband der Tänzer und Choreografen

Assoziazione Svizzera dei Danzatori e Coreografi


*ASDeM / SBTG

Association suisse de la Danse et du Mouvement

Schweizerischer Berufsverband für Tanz und Gymnastik


*OFC / BAK / UFC

Office fédéral de la culture/Bundesamt für Kultur/Ufficio federale della Cultura


***Die Inhalte dieser Rubrik repräsentieren nicht zwingend die Position des Berufsverbands und liegen in der Verantwortung der Autor:innen.***